• @letmesleep
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    11 months ago

    In Zeiten in denen ein normales Einkommen eine ganze Familie mit eigenem Haus und zwei Fahrzeugen finanzieren konnte,

    Die gab es nie. Die Reallöhne sind in der Geschichte der Bundesrpublik noch nie deutlich gesunken. Mal wie letztes Jahr um ein paar Prozent, aber das waren halt immer nur Ausreißer.

    Pessimistisch gesehen haben sich die Löhne seit etwa 50 Jahren kaum geändert, optimistisch gesehen verdient man jetzt pro Stunde deutlich mehr. Kommt vor allem darauf an, wie man Teilzeitarbeit betrachtet. Alleinverdiener mit Durchschnittslohn sind also nicht schlechter dran als früher. Nur war das früher eben auch nicht so einfach. Du bist vermutlich ein Opfer des "Rosy Retrospection" Phänomens.

    Das mit den Doppelverdiener-Haushalten hat sich aus der Emanzipation und der verbeserten Kinderbetreuung entwickelt und ist eine deutliche Verbesserung. Es gibt zwar gute Gründe dafür, dass die Löhne eben nicht nur hätten gleichbleiben sondern steigen sollen, aber sich da jetzt eine Verarmung auszudenken macht nur unglaubwürdig.

    Hier ein paar Daten.

    https://www.boeckler.de/data/impuls_2018_13_2.pdf https://de.statista.com/statistik/daten/studie/249537/umfrage/historische-entwicklung-von-produktivitaet-und-realloehnen-in-deutschland/

    • @b9chomps@beehaw.org
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      511 months ago

      Danke für die neue Perspektive auch noch mit Quellen. Das war für mich ein Denkaunstoß und ich habe mich kurz etwas genauer mit dem Thema befasst. Dafür schonmal Danke.

      Die Reallöhne sind in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie deutlich gesunken. Mal wie letztes Jahr um ein paar Prozent, aber das waren halt immer nur Ausreißer.

      Wenn Reallöhne sich immer nur um wenige Prozent verändern, finde ich es seltsam negative Entwicklungen abzutun, weil es nur ein paar Prozent waren. Reallöhne in Deutschland über mehrere Jahre rückläufig. DIW 2009

      Pessimistisch gesehen haben sich die Löhne seit etwa 50 Jahren kaum geändert, optimistisch gesehen verdient man jetzt pro Stunde deutlich mehr.

      Ich denke die wenigsten Menschen freuen sich über einen höheren Betrag auf dem Konto, wenn sie sich davon nicht mehr leisten können. Das hat nichts mit Optimismus oder Pessimusmus zu tun, sondern mit Daten.

      Kommt vor allem darauf an, wie man Teilzeitarbeit betrachtet. Alleinverdiener mit Durchschnittslohn sind also nicht schlechter dran als früher.

      Beim Thema Hauskauf finde ich kurios, dass man Teilzeitbeschäftigte ausklammert. Vor allem wenn die Quelle Lohnentwicklung Besser als gedacht selbst angibt:

      Zwischen 1990 und 2016 ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um neun Millionen und der Anteil der Teilzeitjobs von rund 16 auf fast 40 Prozent gestiegen.

      Also haben 40% der Beschäftigten keine Chance sich alleine ein Eigenheim zu leisten, sondern nur mit einem Partner mit einer Vollzeitschäftigung?

      Du bist vermutlich ein Opfer des “Rosy Retrospection” Phänomens.

      Interessante These, jedoch spricht die Quelle zu dem Begriff von eigenen Erinnerungen und nicht Daten aus der Vergangenheit. Ist natürlich nur Wikipedia und ich kann natürlich falsch liegen.

      Das mit den Doppelverdiener-Haushalten hat sich aus der Emanzipation und der verbeserten Kinderbetreuung entwickelt und ist eine deutliche Verbesserung.

      Da stimme ich vollkommen zu. Es ist eine Verbesserung, was jedoch nicht ausschließt, dass es teilweise auch aus Notwendigkeit stattfindet.

      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/249537/umfrage/historische-entwicklung-von-produktivitaet-und-realloehnen-in-deutschland/

      Es ist interessant zu sehen wie sich die Reallöhne vor 1980 entwickelt haben, aber die Gegenüberstellung der Arbeitsproduktivität ist nicht wirklich relevant. Hieraus lernen wir nur, dass sich die beiden Werte ungefährt gleich entwickelt haben.

      https://www.boeckler.de/data/impuls_2018_13_2.pdf

      Hier ist für mich wieder die Teilzeitquote heikel, wenn wir über den Hauskauf sprechen.

      Abschließend würde ich noch gerne zwei eigene Quellen zufügen.

      Entwicklung der Hauspreise in Deutschland in den Jahren von 2000 bis 2022 “Somit haben die Preise (Stand 2022) gegenüber dem Basisjahr 2015 um 62,9 Prozent zugenommen.” Das ist schon eine Ansage. Vielleicht ist es über die Jahrzente nicht ein so extremer Anstieg, aber für die Menschen, die in die Arbeitswelt einsteigen, muss es abschreckend sein.

      Städte in Deutschland mit den höchsten Kaufpreisen für Eigentumswohnungen im Vergleich der Jahre 2016 und 2022 Hier geht es zwar speziell um Städte, jedoch finde ich die Daten trotzdem interessant.

      Ich hatte noch ein paar interessante Artikel gefunden, die speziell darüber gesprochen haben, dass es heute sehr schwer ist Kapital anzusparen, aber die Quellen wurden nicht speziell genannt oder waren nicht verfügbar.

      • @letmesleep
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        11 months ago

        Ich denke die wenigsten Menschen freuen sich über einen höheren Betrag auf dem Konto, wenn sie sich davon nicht mehr leisten können. Das hat nichts mit Optimismus oder Pessimusmus zu tun, sondern mit Daten.

        Reallöhne sind selbstverständlich inflationsbereinigt. Die durchschnittlichen deutschen Arbeitnehmer können sich heute definitiv mehr leisten als früher. Die Frage ist nur, ob höhere Löhne daran einen wichtigen Anteil haben. Dass die erhöhte Zahl der Arbeitsstunden (wir hattten da gerade einen Rekord) zu mehr Kaufkraft geführt hat, steht außer Frage.

        Wenn Reallöhne sich immer nur um wenige Prozent verändern, finde ich es seltsam negative Entwicklungen abzutun, weil es nur ein paar Prozent waren. Reallöhne in Deutschland über mehrere Jahre rückläufig. DIW 2009

        Das habe ich wohl nicht gut formuliert. Mir ging es darum, dass es auch die komulierten Verluste nie über ein paar Prozent gegangen sind. Entweder gab es wie zwischen ein paar Jahre mit einem sehr kleinen Minus oder - wie jetzt, hoffe ich - nur einen Ausreißer. Das bedeutet, dass der Trend langfristig nie negativ war. Wenn man also Zeitpunkte, die mehr als ca. 10 Jahre auseinander liegen betrachtet, ist der spätere nie schlechter. Es kann also keine Generation behaupten schlechter als die Eltern dran zu sein. Zumindest in Bezug auf die Kaufkraft.

        Interessante These, jedoch spricht die Quelle zu dem Begriff von eigenen Erinnerungen und nicht Daten aus der Vergangenheit. Ist natürlich nur Wikipedia und ich kann natürlich falsch liegen.

        Ja, das passt nicht 100%. Es muss aber eben nicht deine Erinnerung sein. Wir werden durch Erzählungen anderer beinflusst. Wenn ältere Menschen von ihrer Jugend erzählen ist das oft viel zu positiv.

        Also haben 40% der Beschäftigten keine Chance sich alleine ein Eigenheim zu leisten, sondern nur mit einem Partner mit einer Vollzeitschäftigung?

        Diese Leute (also vor allem Frauen) haben früher i.d.R. gar nicht am Arbeitsmarkt teilgenommen und konnten sich daher allein erst recht nichts leisten. Deshalb ist es ja fragwürdig Teilzeitbeschäftige bei der Statistik zu berücksichtigen. Man vergleicht sie dann mit Vollzeitbeschäftigten, aber eine bessere Referenz wären Hausfrauen ganz ohne eigenes Einkommen.

        Es ist interessant zu sehen wie sich die Reallöhne vor 1980 entwickelt haben, aber die Gegenüberstellung der Arbeitsproduktivität ist nicht wirklich relevant. Hieraus lernen wir nur, dass sich die beiden Werte ungefährt gleich entwickelt haben.

        Das ist politisch interessant, weil es um Verteilungsgerichtigkeit geht. Aber ich habe die Statistik einfach nur verlingt, weil ich zeigen wollte, dass die Entwicklung langfristig immer positiv war (wie gesagt, das ist inflationsbereinigt).

        Städte in Deutschland mit den höchsten Kaufpreisen für Eigentumswohnungen im Vergleich der Jahre 2016 und 2022 Hier geht es zwar speziell um Städte, jedoch finde ich die Daten trotzdem interessant.

        Immobilien sind interessanter. Inflation ist ein Durschnittswert. Bei einzelnen Bedürfnissen kann man also durchaus einen Anstieg feststellen. Wohnraum ist überdurchschnittlich teuerer geworden. Andere Dinge, z.B. Möbel und Elektronik unterdurchschnittlich.

        Wichtig ist allerdings der Wohnraum pro Person. Pro Bewohner hatten wir noch nie so viel Wohnfläche. Das das natürlich ein arithmetisches Mittel, kein Median. Aber, dass der 1991 bei 35m² lag und 2021 bei 48m² spricht schon Bände.

        https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wie-die-wohnflaeche-pro-kopf-sich-in-30-jahren-veraendert-hat-18998105.html