Europa kauft mehr Autos und Maschinen aus China und weniger aus Deutschland. Ein Grund für den immer härteren Wettbewerb ist ausgerechnet eine chinesische Schwäche.

Deutsche Unternehmen geraten durch die Exporte chinesischer Konkurrenten ausgerechnet auf dem europäischen Heimatmarkt immer stärker unter Druck. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Und der Druck wird noch weiter steigen, wie Experten sagen.

Besonders brisant: Dabei geht es nicht um einfach herzustellende Produkte wie Textilien oder Schutzmasken, sondern um deutlich höher entwickelte Güter. Die IW-Analyse zeigt, dass insbesondere bei hochwertigen Industriewaren wie Maschinen oder Autos der Anteil chinesischer Unternehmen an den Importen der EU-Staaten zugenommen hat, der Anteil deutscher Unternehmen ist dagegen geschrumpft.

Kamen im Jahr 2000 noch 2,5 Prozent der EU-Importe in diesem Bereich aus China, lag der Anteil 2022 schon bei 13 Prozent. Deutschlands Anteil sank in dieser Zeit von 17,7 auf 15,5 Prozent. „Chinesische Anteilsgewinne und deutsche Anteilsverluste gehen oft Hand in Hand“, heißt es in der Studie.

Diese Entwicklung zeichnet sich bereits seit Jahren ab. Andere Analysen bestätigen den Trend. So war die Außenwirtschaftsförderungsagentur des Bundes, Germany Trade and Invest (GTAI), jüngst zu dem Schluss gekommen, dass chinesische Unternehmen ihre deutschen Konkurrenten auf dem Weltmarkt zunehmend einholen oder sogar überholen.

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Pettis hat keinen Zweifel daran, dass der Druck auf die deutschen Exporteure durch chinesische Unternehmen in den nächsten zwei Jahren weiter zunehmen wird. Es gibt zwar erste Anzeichen, dass die chinesische Führung den Konsum innerhalb Chinas stärken will. So veröffentlichte der Staatsrat, eine Art Kabinett Chinas, Ende Juli einen 20-Punkte-Plan, der die chinesische Bevölkerung zum Geldausgeben bringen soll.

Bis das durchschlägt, werde die Staatsführung aber weiter auf die Förderung von Exporten setzen, so Pettis. „Wir sollten weiterhin damit rechnen, dass China sich darauf konzentrieren wird, seine Exporte wettbewerbsfähiger zu machen, was im Grunde bedeutet, sie stärker zu subventionieren.“

Hinzu kommt laut IW-Außenhandelsexperte Jürgen Matthes, dass China technologisch aufholen und auch bei innovativen Produkten eine immer stärkere Konkurrenz darstelle. Der chinesische Staat unterstütze dies mit seiner umfassenden Made-in-China-2025-Strategie, die das Land führend in Schlüsseltechnologien machen soll – „und nicht zuletzt auch mit fragwürdigen Methoden beim Technologietransfer“.

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Beobachter befürchten, dass als Nächstes der Automarkt dran sein könnte. Die Autoexpertin Eunice Lee vom Analysehaus Bernstein schätzt, dass chinesische Firmen schon jetzt die Kapazitäten haben, rund 40 Millionen Elektroautos pro Jahr zu produzieren. In China selbst werden jedoch nur 20 bis 25 Millionen Elektroautos nachgefragt.

Seit 2020 sind Chinas Autoexporte enorm gestiegen. Zwar stammen die Autos aus der Volksrepublik nicht alle von chinesischen Unternehmen. So produziert Tesla in Shanghai für den Weltmarkt. Hinzu kommt, dass russische Käufer wegen der Sanktionen inzwischen deutlich mehr Autos aus China kaufen.

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