• federalreverse-old
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    fedilink
    Deutsch
    21 year ago

    Gute Drogen, böse Drogen, q.e.d…

    Es gibt kluge Menschen, die das Selbst-/Fremdgefährdungspotenzial von Drogen analysiert haben. Idealerweise nutzt man solche Analysen als Grundlage für Gesetze statt guten/schlechten Gefühlen. Und wenn man nach der Selbst-/Fremdgefährdung schaut, ist Koks nun mal nicht das Gleiche wie Gras. So war es gemeint, auch wenn es verkürzt dargestellt war.

    Alkohol hat natürlich ein sehr hohes Gefährdungpotenzial. Gleichzeitig ist es blöderweise extrem etabliert, hat jede Menge andere Nutzungen und zur Herstellung muss man nur Obst ein paar Tage überlagern. In dem Sinne ein Spezialfall.

    Dass das Modell des Komplettverbots nicht besonders gut funktioniert, haben mittlerweile eigentlich viele festgestellt. Werbeverbot, kontrollierte Abgabe und Teil-Dekriminalisierung von Produktion/Handel sind tendenziell Erfolgsmodelle.

    • @vanZuider
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      fedilink
      Deutsch
      11 year ago

      Es gibt kluge Menschen, die das Selbst-/Fremdgefährdungspotenzial von Drogen analysiert haben. Idealerweise nutzt man solche Analysen als Grundlage für Gesetze statt guten/schlechten Gefühlen.

      Ich sehe hier zwei Probleme: Erstens, dass es sich hier nur um Durchschnittswerte handelt. Manche Leute vertragen manche Drogen besser als andere. Wenn eine bestimmte Droge aufgrund ihres (durchschnittlichen) Gefährdungspotenzials verboten wird, dann werden aber alle Konsumenten eingeschränkt, ungeachtet ihrer individuellen Gefährdung. Und zweitens geht in meinen Augen die größte Gefahr für die Gesellschaft durch Drogen nicht von den gesundheitlichen Folgen des Konsums aus, sondern von der organisierten Kriminalität, die überall da profitiert, wo ein Geschäft zwar profitabel, aber gleichzeitig illegal oder stigmatisiert ist. Siehe die Niederlande, wo zwar Teile des Handels dekriminalisiert wurden, aber irgendwoher muss der Coffieshop ja seine Ware beziehen und da verdient die Mafia dann wieder mit. Wenn man einige Drogen aufgrund ihres Gefährdungspotenzials (auch wenn dieses wissenschaftlich gut fundiert ist) kriminalisiert, schadet man der Gesellschaft.

      Gerade wenn eine Droge stark abhängig macht, ist das in meinen Augen umso mehr ein Argument für die Legalisierung, denn umso weniger wird ein Süchtiger irgendwelche gesetzlichen oder moralischen Grenzen beachten, wenn er legal nicht an seinen Stoff kommt. Dann werden zB Frauen ohne Betäubung operiert, weil die Krankenschwester das Fentanyl geklaut hat.

      Alkohol hat natürlich ein sehr hohes Gefährdungpotenzial.

      Jeden Tag trinken Hunderttausende ein Feierabendbier, das sie sich von ihrem regulären Gehalt leisten können, ohne irgendwelche Beschaffungskriminalität begehen zu müssen, werden danach nicht gewalttätig, fahren nicht betrunken Auto und sterben nicht irgendwann an alkoholbedingten Schäden. Angesichts des extrem weit verbreiteten Konsums würde ich eher sagen, dass Alkohol im Vergleich dazu sehr wenig Schäden anrichtet und keiner strengeren Regulierung bedarf. Falls Studien zeigen, dass von anderen Drogen gleich viel oder sogar noch weniger Gefährdung ausgeht, gibt es natürlich erst recht keinen Grund, diese härter einzuschränken als Alkohol.

      Gleichzeitig ist es blöderweise extrem etabliert, hat jede Menge andere Nutzungen und zur Herstellung muss man nur Obst ein paar Tage überlagern. In dem Sinne ein Spezialfall.

      Das klingt wiederum so, als ob du Drogenverbote für ein probates Mittel halten würdest, das sich leider auf Alkohol nicht anwenden lässt, aber auf andere Drogen schon, drum ist es dort auch richtig und wichtig.

      Werbeverbot, kontrollierte Abgabe und Teil-Dekriminalisierung von Produktion/Handel sind tendenziell Erfolgsmodelle.

      Für illegale Drogen darf heute schon nicht geworben werden (außer wenn sie von Musikern mehr oder weniger verhüllt besungen werden, was unter die Kunstfreiheit fällt), und trotzdem werden sie konsumiert.

      Wie bereits oben gesagt, ist Teil-Dekriminalisierung ein Patentrezept für eine starke Drogenmafia; es braucht in meinen Augen eine vollständig legale Produktionskette. Dass eine solche für Cannabis (geschweige denn andere Drogen, die immer noch ungerechtfertigt kriminalisiert werden) nicht geplant ist (abgesehen von dem seltsamen Konstrukt mit nicht-gewinnorientierten Anbaukooperativen) liegt in meinen Augen auch an dem Narrativ, dass die derzeitige Situation mit Alkohol und Tabak (industrielle Herstellung, legaler Verkauf in Supermärkten, Automaten etc) schlecht sei, und unbedingt verhindert werden müsse, dass Cannabis sich in dieselbe Richtung entwickelt.