Die Fronten verschärfen sich bei dem Diskurs um die Entwicklungen in Israel und im Gazastreifen. Für die Lösungssuche ist das wenig hilfreich. Illustration einer schwarz-weißen Brille

Rechtfertigen und verstehen sind zwei grundsätzlich verschiedene Begriffe. Ein Beispiel? Kein Problem. Die Nazis übernahmen 1933 die Macht, auch weil viele Rechtsextremisten in Schlüsselpositionen der Politik, Polizei und der Reichswehr saßen, die sie dabei unterstützten, ein verzerrtes Bild zu zeichnen; nicht die Rechte, sondern die Linke sei die eigentliche Gefahr für die Demokratie. Das heißt: Ich verstehe, wie die Nazis an die Macht kamen, rechtfertige es hingegen nicht. Rechtfertigen ist immer auch beurteilen.

Man findet etwas gut und gerecht oder eben nicht. Verstehen hingegen setzt die Fähigkeit zu analysieren voraus und eine Verbindung herzustellen zwischen Ursache und Wirkung. Warum also schreiben mir Deutsche in den sozialen Netzwerken eine Unterstützung der Hamas zu, wenn ich lediglich auf die Ursachen für den schrecklichen Angriff der Hamas gegen Israel hingewiesen habe?

Vor einigen Monaten fand aus Solidarität mit den Hunderttausenden Demonstrant:innen, die seit Anfang des Jahres in Israel gegen die Regierung von Benjamin Netanjahu protestieren, eine Kundgebung in Berlin statt. Viele in Israel und auch hier glauben, dass der Umbau der Justiz in Israel, den die jetzige Regierung plant, etwas mit der Besatzung in den Palästinensergebieten zu tun hat. So waren – ähnlich wie in Tel Aviv – bei den Protesten nicht nur israelische, sondern auch palästinensische Fahnen zu sehen.

In Tel Aviv marschieren die Leute ganz friedlich nebeneinander. Ihr Motto lautet: Freiheit ist Freiheit für alle. Gerechtigkeit kann es nur geben, wenn sie für alle gilt. Die Berliner Polizei hat das nicht verstanden und trennte die israelischen Fahnen sofort von den palästinensischen Fahnen. Am Ende wurden die De­mons­tran­t:in­nen mit den palästinensischen Flaggen nach Hause geschickt.

Oberflächliches Politikverständnis

Das sehr oberflächliche politische Verständnis Israels und Palästinas hier in Deutschland, führte dazu, dass man die komplexe Realität der Region im schwarz-weißen Muster betrachtet. ier „die Guten“, dort „die Bösen“. Dazu hat auch der Bundestag beigetragen, als er die BDS-Bewegung verurteilte, ohne sich die Mühe für eine Erklärung zu machen, wer hinter der Bewegung steht und welche Ziele sie verfolgt.

Die Vorstellung, dass es nicht möglich sei, sowohl die israelische Besatzung als auch die Hamas anzuklagen, führte dazu, dass viele legitime und kluge Köpfe, die die Lage in Israel und Palästina analysieren, die die Medien aus der Region auf Hebräisch und Arabisch tatsächlich lesen, mit Menschen dort reden und zu komplexen Schlussfolgerungen geraten, zum Schweigen gebracht werden.

Genau das ist der Ansatz Netanjahus: Wer nicht auf meiner Seite ist, muss auf der Seite der Islamisten stehen. So simuliert ein Video seiner letzten Wahlkampagnen Kämpfer des Islamischen Dschihad, wie sie mit hoch gehaltenen Flaggen durch Israel fahren – weil man seine Gegner gewählt hatte. Die aktuelle Koalition unter Netanjahu ist die erste in der Geschichte des Staats, die sich allein aus rechten Parteien zusammensetzt.

Bislang war stets eine wie auch immer geartete Partei der Mitte Regierungspartner, die die Rechtsextremisten stoppten, und die Netanjahu bei Bedarf verantwortlich machen konnte, wenn es zu Terroranschlägen kam. Nach den letzten Wahlen entschieden sich alle Parteien, die keine ausgesprochen rechte Positionen vertreten, gegen eine Beteiligung an der Regierungskoalition. Stattdessen sitzen heute auch Rechtsextremisten auf Ministerstühlen.

[…]

Netanjahu hat die Hamas gestärkt

Eines Tages kam das zur Sprache, und er überraschte seine Zuhörer, als er sagte: „Es könnte schlimmer sein.“ „Wie schlimmer?!“, schrien seine Anhänger entsetzt. „Schlimmer wäre es, wenn wir die Mörder wären.“

In Israel regiert aktuell das Bauchgefühl und der sehr verständliche Wunsch nach Rache. Aber der Angriff der Hamas war nicht improvisiert. Es wurde monate-, möglicherweise jahrelang geplant. Die Hamas ist auf eine Bodenoffensive Israels vorbereitet. Und sie weiß, was dazu nötig ist, schließlich ist es nicht die erste Invasion in den Gazastreifen.

Auch aus meiner Familie wurden Reservisten eingezogen, um gegen die Hamas zu kämpfen. Ich schreibe aus Sorge. Und aus tiefem Misstrauen in die Regierung Netanjahus. Misstrauen gegenüber einer Regierung, die nicht denkt und nicht versucht zu verstehen. Misstrauen gegenüber eine Regierung, die die Grenze zum Gazastreifen vernachlässigt hat, damit mehr Sol­da­t:in­nen Sied­ler:in­nen im Westjordanland beschützen können, wenn sie in palästinensischen Dörfern das jüdische Laubhüttenfest feiern wollen – aus reiner Provokation.

Und schließlich Misstrauen gegenüber einer Regierung, deren Minister wiederholt davon gesprochen haben, dass die Hamas gut für Israel ist, weil keiner erwartet, dass wir mit den Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen über ein zukünftiges Land verhandeln, solange die Hamas so stark ist. Ein Ansatz, der auch dazu führte, dass die Regierungen Netanjahus die Hamas aktiv stärkten. Das alles muss verstanden werden.

Verstehen – nicht im Sinne von Empathie, um das noch mal deutlich zu machen: Ich habe null Empathie für die Monster, die das Massaker angerichtet haben. Sondern verstehen in dem Sinn, Ursache und Wirkung richtig in Verbindung zu bringen, so wie man einen chemischen Prozess versteht. Dieses Verstehen heißt: in der Zukunft vermeiden. Radikalisierung passiert immer da, wo es Armut und Elend gibt. Wo Menschen nicht leben, sondern nur überleben.

Das gilt für Gaza, das gilt für Israel, und das gilt für Städte und Kleinstädte deutschlandweit. Solange wir die Verbindung zwischen sozialökonomischer Unterdrückung und Radikalisierung nicht thematisieren – und zwar ohne Angst, dass das als Rechtfertigung für Radikalisierung missverstanden werden könnte, solange werden wir immer wieder überrascht werden. Von der Hamas, von der Wiederwahl Netanjahus, von der AfD.

Das zu verstehen heißt nach Lösungen zu suchen. Es heißt zu denken und die Komfortzone zu verlassen, in der wir das Schwarz-Weiß-Spiel fortsetzen, bei dem man nur das richtige Trikot tragen muss.

  • @luxuslurch
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    -29 months ago

    Weiß wirklich nicht was deine von oben herab Art soll. Es ist jedenfalls kein Widerspruch, dass es gute Einmischung, schlechte Einmischung und schlechtes und gutes aufhören von Einmischen gibt.

    Wir sind uns vor allem in der Bewertung der Einmischung nicht einig. Die Staatsgründung Israels ist für mich nicht nur eine Notwendigkeit gewesen, sondern in Erfolgsprojekt.

    Es wäre halt noch besser, wenn sie den Menschen nicht ihren Staat aufzwingen würden. Nur weil du den Israelischen Staat besser findest hat Israel nicht das Recht dazu sich auszubreiten.

    Hier sind wir wieder im Detail… Also: Ich habe dich bisher noch nicht empört darüber reden hören, dass Jordanien und Ägypten ihren Staat 1948 gewaltsam ausgebreitet haben. 1967 und 1973 haben sie es versucht, noch mehr zu erreichen und sind halt zum inzwischen dritten Mal daran gescheitert, Israel zu vernichten. Dies sind die Ursachen, warum Israel nicht mehr ganz in seinen Grenzen von 1948 ist, sondern einige leider notwendig gewordener Sicherheitsannexionen gemacht hat. Und aktuell noch mit einem Klotz am Bein, dem Westjordanland, zu kämpfen hat. Ein einfacher Rückzug aus dem Gebiet scheint nicht besonders erfolgsversprechend. Denn zum einen sehen wir, wie Gaza sich entwickelt hat und zum anderen gibt es Gebiete, die aus Sicherheitsgründen nicht aufgegeben werden können. Darüber hinaus hat Jordanien inzwischen kein Interesse mehr an dem Gebiet.

    Man könnte ferner argumentieren, dass die Araber den legitimen Anspruch auf das Gebiet mit der Khartoum-Erklärung verloren haben. Oder einfach nur durch ihre Ablehnung, einen eigenen Staat zu gründen (bis 1988 so etwas ähnliches wie ein palästinensischer Staat ausgerufen wurde). Das Zeitfenster wird jedenfalls sehr knapp, wenn es nicht schon längst durch ist. Deine einfache Lösung, dass Israel einfach keine Siedlungen mehr baut bzw. sich einfach aus dem Gebiet zurück zieht, ist einfach unrealistisch. Alleine der Anspruch beider Seiten auf Jerusalem…

    Insofern: Solange du nicht einen felsenfesten Plan vorlegen kannst, wie das Ding gewuppt werden kann, ist es nicht “von oben herab” wenn ich darauf hinweise, dass du anscheinend auch keinen Plan hast. Und nein, “Israel hätte besser gar nicht erst existieren sollen” ist kein Plan.

    • @Killing_Spark
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      19 months ago

      Wir sind uns vor allem in der Bewertung der Einmischung nicht einig. Die Staatsgründung Israels ist für mich nicht nur eine Notwendigkeit gewesen, sondern in Erfolgsprojekt.

      Ja gut das ist halt eine Meinung. Wir teilen sie halt nicht. Für ein Erfolgsprojekt fehlt mir ein bisschen der Erfolg.

      Also: Ich habe dich bisher noch nicht empört darüber reden hören, dass Jordanien und Ägypten ihren Staat 1948 gewaltsam ausgebreitet haben. 1967 und 1973 haben sie es versucht, noch mehr zu erreichen und sind halt zum inzwischen dritten Mal daran gescheitert, Israel zu vernichten.

      Darüber brauche ich mich nicht mehr aufregen, das ist Vergangen und soweit ich das verstehe sind die Ägyptischen und Jordanischen Grenzen wieder mehr oder weniger so wie vor diesen Angriffen. Insofern sind diese Angriffe zu verdammen, und jeder neue wäre genauso zu verdammen wie z.B. der Angriff auf die Ukraine.

      Außerdem darf das eine Unrecht nicht zur Begründung eines anderen Unrechts herangezogen werden. So funktioniert Gerechtigkeit nicht.

      Und aktuell noch mit einem Klotz am Bein, dem Westjordanland, zu kämpfen hat. Ein einfacher Rückzug aus dem Gebiet scheint nicht besonders erfolgsversprechend. Denn zum einen sehen wir, wie Gaza sich entwickelt hat und zum anderen gibt es Gebiete, die aus Sicherheitsgründen nicht aufgegeben werden können. Darüber hinaus hat Jordanien inzwischen kein Interesse mehr an dem Gebiet.

      Ja, ein einfaches YOLO wir gehen jetzt wäre Fatal. Haben wir z.B. in Afghanistan gesehen. Wenn man irgendwo die Kontrolle übernommen hat hat man auch die Pflicht das geordnet, mit einer großen Übergangsperiode, zu übergeben. Ich sage nicht, dass Israel einfach gehen soll. Aber immer mehr Gebiete für sich zu beanspruchen wärend man wartet bis man es übergeben kann ist nicht in Ordnung, selbst unter der Annahme, dass es gerade keine geeignete Partei gäbe die die Kontrolle übernehmen könnte. Es ist einfach nicht ihr Gebiet, die dürfen da nicht siedeln.

      Deine einfache Lösung, dass Israel einfach keine Siedlungen mehr baut bzw. sich einfach aus dem Gebiet zurück zieht, ist einfach unrealistisch. Alleine der Anspruch beider Seiten auf Jerusalem…

      Warum ist es denn unrealistisch, dass Israel Land, das es illegal bebaut und besiedelt hat zurück gibt? Jerusalem dabei mal außenvor dafür braucht es eine Sonderlösung und wird es immer brauchen.

      Insofern: Solange du nicht einen felsenfesten Plan vorlegen kannst, wie das Ding gewuppt werden kann, ist es nicht “von oben herab” wenn ich darauf hinweise, dass du anscheinend auch keinen Plan hast. Und nein, “Israel hätte besser gar nicht erst existieren sollen” ist kein Plan.

      Nein, ich brauche nicht einen felsenfesten Plan um kritisieren zu können, dass der aktuelle Vorgang illegal und unwürdig ist. Ich hätte gerne, dass Israel so toll ist wie du es findest, es hätte ein Erfolgsprojekt sein können. Kann es auch immer noch. Aber nicht mit der aktuellen Politik und miltiärischem Vorgehen.

      • @luxuslurch
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        09 months ago

        Insofern sind diese Angriffe zu verdammen, und jeder neue wäre genauso zu verdammen wie z.B. der Angriff auf die Ukraine.

        Was du vergisst: Verdammen reicht nicht. Man muss sich auch wehren können und dürfen. Am besten ohne dass einem Leute auf feddit erzählen, wie man sich besonders anständig und brav und richtig wehrt.

        Wenn man irgendwo die Kontrolle übernommen hat hat man auch die Pflicht das geordnet, mit einer großen Übergangsperiode, zu übergeben.

        Sobald sich jemand auf palästinensischer Seite findet, der nicht immer nur nein sagt, wird diese Übergangsperiode auch mal enden. Das letzte Angebot stammt aus dem Jahr 2020.

        Warum ist es denn unrealistisch, dass Israel Land, das es illegal bebaut und besiedelt hat zurück gibt?

        Ohne auf das Detail “illegal” einzugehen: es gibt Gebiete, die Israel im Leben nicht zurück geben wird, wie z.B. die Golan-Höhen. Sicherheitsinteressen sind der Grund.

        es hätte ein Erfolgsprojekt sein können. Kann es auch immer noch.

        Das ist aber immerhin schon mal besser als deine bisherige Haltung “Israel zu gründen war bereits ein Fehler”. Und tatsächlich ist hier auch unser “common ground”. Haben wir doch was gefunden!

        • @Killing_Spark
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          19 months ago

          Was du vergisst: Verdammen reicht nicht. Man muss sich auch wehren können und dürfen. Am besten ohne dass einem Leute auf feddit erzählen, wie man sich besonders anständig und brav und richtig wehrt.

          Was ist das denn für eine Einstellung? Natürlich muss die Reaktion angemessen sein und auch von außen bewertet werden dürfen. Nur weil man angegriffen wurde gibt einem das keinen Freifahrtschein für alles. Ich würde auch die Ukraine kritisieren, wenn sie anfängt russische Zivilisten anzugreifen. Genauso wie ich Russland dafür kritisiere, dass sie Ukraninische Zivilisten angreifen.

          Sobald sich jemand auf palästinensischer Seite findet, der nicht immer nur nein sagt, wird diese Übergangsperiode auch mal enden. Das letzte Angebot stammt aus dem Jahr 2020.

          Ich sage nicht, dass es jetzt sein muss. Aber nur weil gerade nieman da ist um es anzunehmen, darfst du es nicht einfach klauen. Das Volk das einen Anspruch darauf hat existiert es ist nur (auch wegen und durch Israelischen Einfluss) so unorganisiert, dass es nicht in der Lage ist diese Aufgabe wahrzunehmen ohne große Gefahren für sich selbst und andere.

          Ohne auf das Detail “illegal” einzugehen: es gibt Gebiete, die Israel im Leben nicht zurück geben wird, wie z.B. die Golan-Höhen. Sicherheitsinteressen sind der Grund.

          Ich bin halt der Meinung, dass man nicht einfach selber diese Flächen Kontrollieren darf. Dafür bedarf es internationale Friedensmissionen.

          Das ist aber immerhin schon mal besser als deine bisherige Haltung “Israel zu gründen war bereits ein Fehler”. Und tatsächlich ist hier auch unser “common ground”. Haben wir doch was gefunden!

          Du verdrehst wieder meine Worte. Ich habe gesagt: Die Art und Weise wie Israel gegründet wurde bzw. die Entscheidung dazu durchgedrückt wurde war ein Fehler. Ich bin und war ein Fan der Zwei-Staaten-Lösung. Aber eben nicht mit dem Israel so wie es sich momentan präsentiert. Außerdem sage ich, dass die aktuelle Situation auch deshalb so ist wie sie ist, weil die Gründung Israels massiv verkackt wurde.

          • @luxuslurch
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            Deutsch
            -19 months ago

            Ich würde auch die Ukraine kritisieren, wenn sie anfängt russische Zivilisten anzugreifen.

            Deswegen ist die Unterscheidung ja so wichtig: Israel greift eben keine Zivilisten an und tut alles, um zivilen Kollateralschaden zu vermeiden.

            Das Volk das einen Anspruch darauf hat existiert es ist nur (auch wegen und durch Israelischen Einfluss) so unorganisiert, dass es nicht in der Lage ist diese Aufgabe wahrzunehmen ohne große Gefahren für sich selbst und andere.

            Seit 1948? Und warum eigentlich?

            Ich bin halt der Meinung, dass man nicht einfach selber diese Flächen Kontrollieren darf. Dafür bedarf es internationale Friedensmissionen.

            Die es nicht geben wird, solange die Länder keinen Frieden mit Israel schließen bzw. überhaupt die Existenz Israels anerkennen.

            weil die Gründung Israels massiv verkackt wurde

            Dies ist der Punkt, den ich kritisiere. Da wurde gar nichts verkackt. Es war die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Nur dass die Entscheidung einigen (vielen) Antisemiten nicht gefällt. Aber Antisemitismus ist für mich keine valide Begründung für irgendwas.

            • @Killing_Spark
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              19 months ago

              Die es nicht geben wird, solange die Länder keinen Frieden mit Israel schließen bzw. überhaupt die Existenz Israels anerkennen.

              Um die Golanhöhen international anstatt von Israel kontrollieren und befrieden zu lassen braucht es keine Anerkennung Israels.

              Seit 1948? Und warum eigentlich?

              Es hat den selben Anspruch den Israel damals hatte Israel zu gründen.

              Dies ist der Punkt, den ich kritisiere. Da wurde gar nichts verkackt. Es war die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Nur dass die Entscheidung einigen (vielen) Antisemiten nicht gefällt. Aber Antisemitismus ist für mich keine valide Begründung für irgendwas.

              Das sind Antisemiten. Es gibt aber auch andere gute Gründe nicht zu wollen, dass ein neuer Staat vor seiner Haustür gegründet wird von Leuten die dir nicht freundlich gesinnt sind und wirtschaftlich eher die Interessen des Westens vertreten werden. Dafür muss man kein Antisemit sein.

              • @luxuslurch
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                -19 months ago

                Um die Golanhöhen international anstatt von Israel kontrollieren und befrieden zu lassen braucht es keine Anerkennung Israels.

                Doch. Denn ohne eine Anerkennung Israels würde Israel wohl kaum darauf eingehen. Es ist für das Überleben notwendig, dass Israel nicht wieder von dort mit Artillerie beschossen werden kann.

                Es hat den selben Anspruch den Israel damals hatte Israel zu gründen.

                Hier gibt es einen Abbruch im Zusammenhang. Ich hatte mit 1948? danach fragen wollen, ob du wirklich meinst, dass “das Volk das einen Anspruch darauf hat existiert es ist nur (auch wegen und durch Israelischen Einfluss) so unorganisiert, dass es nicht in der Lage ist diese Aufgabe wahrzunehmen ohne große Gefahren für sich selbst und andere.” seit 1948 so unorganisiert ist und nicht in der Lage ist, seine Aufgabe wahrzunehmen. Aber zugegeben: ich musste etwas raten, was genau dein Satz bedeuteten sollte.

                Es gibt aber auch andere gute Gründe nicht zu wollen, dass ein neuer Staat vor seiner Haustür gegründet wird von Leuten die dir nicht freundlich gesinnt sind und wirtschaftlich eher die Interessen des Westens vertreten werden.

                Da geht ja viel durcheinander. Also:

                1. es gibt erstens keinen guten Grund nicht zu wollen, dass sich ein anderer Staat gründet. Wer bitteschön entscheidet denn, ob ein Staat sich gründen darf oder nicht? Du hast oft genug auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker verwiesen und dann ist es dir egal?
                2. Zweitens ist das schon ziemlich weit gegriffen, dass israelische “Leute” (nennen wir sie einfach mal Juden, mkay?) den Leuten dort vor Ort nicht freundlich gesinnt gewesen wären. Dass es bereits seit Jahrzehnten Spannungen zwischen Arabern und Juden gab, ist unbestritten. Aber dass die Araber auch sehr gerne ihr Land (gemeint ist: Grund und Boden) verkauft haben (nicht im metaphorischen Sinn) an die Einwanderer und es sehr viel friedliche Koexistenz gab, ist ebenso wahr. Wie kommst du also auf dieses schmale Brett, welches im übrigen umso infamer wirkt, weil Israel stets der angegriffene Staat ist und du somit eine Täter-Opfer-Umkehr versuchst.
                3. Man kann schlecht von “der eigenen Haustür” sprechen, wenn man die Haustür von den selben Personen geschenkt bekommen hat, wie der unliebsame Nachbar auch.
                • @Killing_Spark
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                  19 months ago

                  Doch. Denn ohne eine Anerkennung Israels würde Israel wohl kaum darauf eingehen. Es ist für das Überleben notwendig, dass Israel nicht wieder von dort mit Artillerie beschossen werden kann.

                  Naja, dass Israel ablehnt Kontrolle über Gebiete abzugeben ist nicht besonders verwunderlich. Man kann in einer Schlichtung aber eben nicht immer bekommen was man haben will. Du tust so als wäre dem Willen Israels unwidersprochen stattzugeben, so funktioniert Diplomatie aber einfach nicht. Natürlich muss durch die Mission sicher gestellt werden, dass aus dem Gebiet keine Kampfhandlungen gegen Israel stattfinden.

                  Aber zugegeben: ich musste etwas raten, was genau dein Satz bedeuteten sollte.

                  Joa ich musste raten was du mit der Frage meintest und habe angenommen ob der Anspruch immer noch existiert, obwohl er seit 1948 nicht in anspruch genommen wurde. Ob ich glaube, dass ein Volk mehrere Jahrzente im Chaos sein kann? Ja. Insbesondere wenn es sich über zwei getrennte Gebiete verteilt und von außen immer wieder die Terroristen gestärkt werden. Vielleicht freut es dich ja, dass ich dafür nicht nur Israel verantwortlich mache, sondern insbesondere und vorallem die Staaten die Israel gerne vernichtet sehen würden.

                  es gibt erstens keinen guten Grund nicht zu wollen, dass sich ein anderer Staat gründet. Wer bitteschön entscheidet denn, ob ein Staat sich gründen darf oder nicht? Du hast oft genug auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker verwiesen und dann ist es dir egal?

                  Sorry habe ich geträumt, dass Staaten ein Interesse daran haben was so vor ihren Grenzen passiert? Dass es gute Gründe geben kann Entwicklungen außerhalb der eigenen Grenzen, insbesondere wenn sie von der Internationalen Gemeinde getrieben werden, schlecht zu finden? Du tust so als wäre die Gründung Israels eine Entscheidung die die Nachbarn in keiner Weise betroffen hätte. Die Gründung Israels war (neben dem verständlichen und unterstützenswerten Wunsch der Juden nach einem eigenen Staat) auch ein geopolitischer Schachzug des Westens um eine definitiv freundliche gesinnte Nation in der Region zu aufzubauen. Dass die Nachbarn sich das nicht einfach so gefallen lassen, insbesondere wenn sie den Plan explizit abgelehnt haben, finde ich nachvollziehbar. Hier hätte vorher eine Diplomatische Lösung gefunden werden müssen.

                  Zweitens ist das schon ziemlich weit gegriffen, dass israelische “Leute” (nennen wir sie einfach mal Juden, mkay?) den Leuten dort vor Ort nicht freundlich gesinnt gewesen wären. Dass es bereits seit Jahrzehnten Spannungen zwischen Arabern und Juden gab, ist unbestritten. Aber dass die Araber auch sehr gerne ihr Land (gemeint ist: Grund und Boden) verkauft haben (nicht im metaphorischen Sinn) an die Einwanderer und es sehr viel friedliche Koexistenz gab, ist ebenso wahr. Wie kommst du also auf dieses schmale Brett, welches im übrigen umso infamer wirkt, weil Israel stets der angegriffene Staat ist und du somit eine Täter-Opfer-Umkehr versuchst.

                  Es ist doch wohl unbesttritten, dass die Gruppen, die während der britischen Verwaltung für einen Israelischen Staat gekämpft haben Arabern unfreundlich gegenüber standen. Dass genau diese Gruppen dann auch in dem Staat die Macht an sich reißen würden ist nicht unwahrscheinlich gewesen.

                  Man kann schlecht von “der eigenen Haustür” sprechen, wenn man die Haustür von den selben Personen geschenkt bekommen hat, wie der unliebsame Nachbar auch.

                  Sorry das musst du ausführen, sonst muss ich wieder raten was du meinst.

                  Es gibt aber auch andere gute Gründe nicht zu wollen, dass ein neuer Staat vor seiner Haustür gegründet wird von Leuten die dir nicht freundlich gesinnt sind und wirtschaftlich eher die Interessen des Westens vertreten werden.

                  Damit wollte ich nur ausdrücken: Es gibt sehr gute andere Gründe neben Antisemitismus sich gegen die Gründung dieses Staates ausgesprochen zu haben. Dass das lange passé ist und ich den Staat Israel auf gar keinen Fall einfach auflösen will habe ich bereits mehrfach gesagt, nur bevor du mir das wieder vorwerfen willst. Es ging mir nur sehr in die Richtung “Israelkritik ist Antisemitismus” was weder heute noch damals eine zwingende logische Folge ist. Auch wenn Israelkritik sehr häufig von Antisemiten kommt.

                  • @luxuslurch
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                    Deutsch
                    -29 months ago

                    Du tust so als wäre dem Willen Israels unwidersprochen stattzugeben

                    Drei Vernichtungskriege gegen Israel würde ich nicht als “unwidersprochen” darstellen. Echt nicht.

                    Hier hätte vorher eine Diplomatische Lösung gefunden werden müssen.

                    Dann hätte es nie einen jüdischen Staat gegeben.

                    Es ist doch wohl unbesttritten, dass die Gruppen, die während der britischen Verwaltung für einen Israelischen Staat gekämpft haben Arabern unfreundlich gegenüber standen. Dass genau diese Gruppen dann auch in dem Staat die Macht an sich reißen würden ist nicht unwahrscheinlich gewesen.

                    Spekulation. Und noch mal: Vernichtungsfeldzüge der einen Seite vs. Verteidigung auf der anderen Seite. An jedem Punkt in der Geschichte.

                    Es gibt sehr gute andere Gründe neben Antisemitismus sich gegen die Gründung dieses Staates ausgesprochen zu haben.

                    Der prominenteste und entscheidenste Grund dürfte aber der Antisemitismus sein. Ansonsten könnte man ja auch einfach akzeptieren, dass irgendwann die Diplomatie und die Vernichtungsversuche gescheitert sind und man nun wohl oder übel mit Israel wird leben müssen. Es sind immerhin 75 Jahre seitdem vergangen. Mal ganz davon abgesehen, dass “ich mag den Staat neben mir nicht” und “lasst uns alle gemeinsam versuchen, den Staat zu vernichten” zwei verschiedene Paar Schuhe sind.