In der Pilzzucht, beziehungsweise in der Mikrobiologie insgesamt, fallen leider Unmengen an Plastikmüll an, da ein großer Teil der Züchter auf Einwegartikel setzt.

Da (ökologische) Nachhaltigkeit meistens bedeutet, dass man (teils teure) Einwegartikel durch wiederverwendbare Sachen ersetzt, wirkt sich das natürlich auch aufs Geld aus. Daher umfasst dieser Post auch einfach verfügbare Alternativen, die jeder Zuhause hat oder zumindest einfach besorgen kann, was einiges an Geld sparen kann.

In diesem Post möchte ich euch ein paar sehr gute Alternativen zu klassischen Zuchtequipment (Growbags, Petrischalen, etc.) vorstellen.

Fangen wir an:

Growbags

Viele Züchter verwenden hitzebeständige Filterbeutel, wie diese hier.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: sie lassen sich vollständig autoklavieren, man sieht Kontaminationen sehr gut, sind relativ günstig und lassen sich nach dem Benutzen einfach wegwerfen.

Natürlich sind sie Single Use, weshalb sich nach einiger Zeit sehr viel Müll ansammelt.

Alternative: Eimer!

Eimer sind oft kostenlos, da viele Restaurants diese zu Dutzenden, für beispielsweise Saucen, benutzen und dann wegwerfen. Ich hab meine beispielsweise, in unlimitierter Stückzahl, von einem Bauernhof/ Eisdiele geschenkt bekommen, da diese ihre Sahne darin lagern.

Sie lassen sich mega gut stapeln und sind daher platzsparend.

Und nach dem Benutzen kann man sie einfach mit Bleiche (1:10 verdünnt) besprühen und danach auswaschen.

Dafür bohrt/ schneidet man in den Eimer, je nach Größe, zwischen 6-15 6-12 mm große Löcher an die Seite, sowie 1 bis 3 in den Boden, damit überschüssiges Wasser/ Abbauprodukte (“Myzelpipi”) abfließen können. Diese werden mit Micropore-Tape abgeklebt, damit kein Dreck und Ungeziefer reinkommt, und damit sie nicht austrocknen.

Foto: Guide: https://www.youtube.com/watch?v=TWibi2Z51x4

Nachteil: sie lassen sich nicht autoklavieren und sind nicht steril abgeriegelt, deshalb braucht man mehr Grainspawn, damit es nicht zu Kontaminationen führt.

Petrischalen

Konventionelle Petrischalen sind aus Polystyrol und nur bis ca. 80°C hitzeresistent. Daher packt man die vorsterilsierten Schalen vorm Laminargebläse aus und gießt den heißen Agar rein.

Alternative: Glaspetrischalen, Ketchupdosen oder Schraubdeckelgläser.

Ich benutze Glaspetrischalen (gibts günstig auf Kleinanzeigen). Die funktionieren wie konventionelle, nur dass sie sich im Ofen oder Schnellkochtopf sterilisieren lassen.

Nachteile davon wären:

  • können kaputt gehen

  • schwerer

  • dichten nicht ganz so gut ab -> aber dafür gibts ja Parafilm

  • mehr Kondensation (lässt sich gut durch vorgewärmte Schalen ausm Ofen kompensieren)

Viele benutzen noch flache Schraubdeckelgläser. Hab ich auch mal ne Zeit lang gemacht, aber durch die kann man kaum durchsehen und sind unnötig hoch. Dafür kann man aber No-Pour-Agar machen, was ziemlich nice ist. Foto:

Mit Ketchupdosen hab ich noch keine Erfahrung gemacht. PhillyGoldenTeacher (Youtube) benutzt die aber und steht total drauf. Wichtig dabei ist, dass sie aus hitzeresistentem PP sind und dadurch beim Autoklavieren nicht zerschmelzen.

Parafilm

Wo wir schon bei Petrischalen sind, darf natürlich Parafilm nicht fehlen.  Dieser ist recht teuer, weshalb ich ca. 4 cm dicke Frischhaltefolienstücke nehme, die ich mir zurechtgeschnitten habe. Hier mein Post dazu.

Micropore-Tape für Grainspawn

In meinem letzten Post habe ich MP-Tape mit den speziellen Filterscheiben verglichen. MP lässt sich nur 1x verwenden, danach muss es erneuert werden. Die Filterscheiben jedoch sind aus PTFE und somit quasi unbegrenzt oft verwendbar. Die sind viel besser!

Pepton

Pepton (für Agar oder LCs) ist teuer und schwer zu kriegen. Daher verwende ich Harnstoff (Post dazu hier) oder Hefeextrakt. HE kriegt man im Reformhaus. Ist zwar nicht ganz optimal, aber gut genug. Hier noch mein Post zu diesem Thema.

Agar slants (Reagenzgläser)

Viele verwenden für Schrägagar Einweg-Zentrifugenröhrchen. Ich benutze diese von Amazon. Sie sind aus Glas und lassen sich gut zuschrauben. Hier mein Foto dazu:

Fehlende Sachen (Alternativen gesucht!)

  • Einweghandschuhe: bei Mehrweghandschuhen (die zum Kloputzen) sind zu viele Rillen, und es sammeln sich dadurch viele Schimmelsporen und Bakterien an. Dazu hab ich noch keine grüne Alternative gefunden, nur die günstigeren “Knisterhandschuhe” aus Polyvinyl, welche man in Kantinen benutzt und günstiger als Nitrilhandschuhe sind

  • Spritzen: die Spritzen, die ich gefunden habe, lassen sich leider nicht autoklavieren, da sie im Schnellkochtopf schmelzen/ verformen. Durch diese fällt viel Müll an. Diesen konnte ich durch Verwenden von 20ml-Spritzen reduzieren, aber es ist immer noch viel.

    • @Guenther_AmanitaOPM
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      111 months ago

      Noch nie selbst getestet, aber ebenfalls eine sehr gute Idee!

      Solange man sterile Myzelspritzen hat funktioniert es mit Sicherheit sehr gut, und das ohne Schnellkochtopf! :)

    • @Guenther_AmanitaOPM
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      111 months ago

      Ich hab sie mir gerade angeschaut.

      Bei Carl Roth und Fischer bestell ich privat eh nie was, die verlangen bei allem direkt Faktor 10. In der Arbeit… da ist das was anderes, da ist unser Laborbudget hoch genug dafür :D

      Auf Ebay gibts welche, aber da kostet das Stück ca. 10€.

      Das ist ökonmisch leider kaum tragbar für mich.

      Aber trotzdem vielen Dank für den Vorschlag! :)

      • @Temperche
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        11 months ago

        Aus Interesse: Welche Spritzenvolumina verwendest du und warum? Du erwähnst nur, dass du 20 ml nutzt um Müll zu vermeiden, aber was wäre ideal?

        • @Guenther_AmanitaOPM
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          111 months ago

          Ideal wären 10 ml. Da passt noch genug rein, aber sie sind kleiner (-> weniger Platzbedarf) und lassen sich größenbedingt angenehmer aufziehen.

          Ich tendiere aber dazu, etwas mehr LC reinzugeben, da das Myzel dann schneller wächst, und wie gesagt, der Ökosaspekt.